„Zum Glück wurde der Tumor so früh erkannt.“
Frau Kober, Sie hatten Lungenkrebs, sitzen hier und sind voller Lebensenergie. Wie haben Sie das geschafft?
Claudia Kober: Ich fühle mich gut, weil ich weiß, dass ich erstmal ausgeschlossen habe, einen wachsenden Tumor oder Krebs zu bekommen. Da der Krebs so früh erkannt wurde, ist die Chemotherapie an mir vorbeigegangen. Darüber bin ich sehr glücklich und feiere seitdem immer meinen zweiten Geburtstag. Ich bin einfach ein Feiermensch.
Lungenkrebs wird häufig erst entdeckt, wenn er Beschwerden verursacht, auch weil es bisher keine konventionellen Früherkennungsmethoden dafür gibt. Wie konnte der Tumor so frühzeitig bei Ihnen entdeckt werden?
Kober: Ich hatte von einer Freundin erfahren, dass Studienteilnehmer für einen Bluttest zur Früherkennung von Krebs gesucht werden. Seit meine Mutter an Krebs gestorben ist, gehe ich viel zur Vorsorge und nehme alle Möglichkeiten wahr, die angeboten werden. Als ich von dem Bluttest hörte, fand ich das eine ganz tolle Sache, dass es da vielleicht noch eine zusätzliche Möglichkeit gibt, den Krebs früher zu erkennen.
Wie haben Sie nach der Blutabnahme davon erfahren, dass Sie einen Tumor haben?
Kober: Nach dem ersten Bluttest waren die Werte erstmal nur ein kleines bisschen auffällig. Man hat mir dann vorgeschlagen, nochmal einen zweiten Bluttest zu machen, um sich zu vergewissern. Dieser Bluttest war dann wieder auffällig. Daraufhin wurde mir empfohlen, weitere Untersuchungen machen zu lassen. Ich hätte es auch ablehnen können, aber da ich viel Vorsorge betreibe, habe ich mich dazu entschlossen, ein PET/CT machen zu lassen. Nachdem das Ergebnis vorlag, wurde ich zu einem Gespräch eingeladen und da wurde mir dann mitgeteilt, dass bei mir etwas in der Lunge auffällig ist.
Wie war dieser Moment?
Kober: Furchtbar. Also, der war eindeutig furchtbar. Es fühlte sich an, als ob einem der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Ich konnte der Frau Doktor auch gar nicht mehr zuhören. Es hat fast eine Minute gedauert bis ich dann wieder so ein bisschen angekommen war im Hier und Jetzt und das Ganze realisiert hatte.
Hatten Sie jemanden an Ihrer Seite, der Sie durch diese schwere Zeit geführt hat?
Kober: Am wertvollsten war die Unterstützung durch meine Familie und meine Freundinnen. Auch bei der Betreuung durch die Ärzte und Mitarbeiter habe ich mich gut aufgehoben gefühlt. Die Menschen haben sich gekümmert, vor allem mit den Terminen. Das war wirklich eine große Hilfe.
Wie ging es nach der Diagnose weiter?
Kober: Nachdem man mir das Ergebnis mitgeteilt hat, wurde mir empfohlen eine Klinik aufzusuchen. Ich bin in die Thorax-Chirurgie nach Frankfurt gegangen. Es hat mir sehr geholfen, dass ich meine Freundinnen dabei hatte, denn auch dort konnte ich noch nicht so richtig der Sache folgen. Die Ärzte haben erläutert, dass etwas in der Lunge ist, das dort nicht hingehört. Man könne abwarten, aber sie würden empfehlen, es zu entfernen bevor Schlimmeres passiert.
Was ging Ihnen bei der Entscheidung durch den Kopf?
Kober: Mache ich’s oder mache ich es nicht? Da war ich doch sehr mit meinen Gefühlen am Hadern, denn es war für mich eine aufwendige Operation. Der Brustkorb musste geöffnet werden. Aber ich wollte es. Mein Schwiegervater ist an einem Lungentumor gestorben. Daher war mir bewusst, was passieren kann. Zum Glück verging die Zeit bis zur Operation auch recht schnell. Nachdem alle Voruntersuchungen gemacht waren, wurde ich direkt operiert.
Konnte der Tumor in der Operation vollständig entfernt werden?
Kober: Zunächst bestand die Chance, dass der Tumor gutartig war. Bei der Operation wurde daher erst ein Schnellschnitt gemacht. Die Ärzte haben dann festgestellt, dass es sich um einen bösartigen Tumor handelt. Sie haben daraufhin den oberen Lungenlappen entfernt sowie Lymphknoten. Zum Glück wurde der Tumor so früh erkannt. Er hatte noch nicht gestreut und dadurch brauchte ich keine Chemotherapie.
Kann man sagen, Sie haben den Krebs besiegt?
Kober: Ich sage lieber: „Jetzt im Moment ist alles gut.“ Natürlich muss ich zur Nachsorge – im ersten Jahr alle drei Monate, jetzt ist es halbjährlich, der Abstand vergrößert sich immer mehr. Ich bin froh, dass der Krebs so frühzeitig erkannt wurde. Das ist für mich viel besser als die Folgen, die der Tumor sonst womöglich gehabt hätte. Jetzt mache ich schon wieder Sport und gehe viel walken. Dadurch, dass ich ein quirliger Mensch bin, war es für mich zum Glück recht einfach, wieder ganz normal am Leben teilzunehmen.
Sie sind in vielerlei Hinsicht eine Inspiration für andere Menschen, Frau Kober. Wir wünschen Ihnen alles Gute!