PKV-Experte Tim Bökemeier

Beiträge im Alter sind ein Argument für die PKV

Was Wechselkandidaten von einer modernen PKV-Beratung erwarten und warum die „Beitragsentwicklung im Alter“ kein Argument gegen einen Abschluss ist, erfahren Sie im Interview mit Tim Bökemeier, Gründer und Mitbetreiber der unabhängigen Beratungsplattform „PKV-Welt“.

17:06 Uhr | 05. Juni | 2024
Tim Bökemeier
| Quelle: privat

Lieber Tim, mit der „PKV-Welt“ scheinen Sie sich beruflich ja gänzlich der privaten Krankenversicherung verschrieben zu haben. Steckt da nur die Arbeit oder auch eine Überzeugungshaltung dahinter?

Tim Bökemeier: Ja, ich stehe zu 100 Prozent hinter dem System der PKV. Der demografische Wandel hat schließlich enorme Auswirkungen auf unser Gesundheitssystem. Durch das höhere Durchschnittsalter der Bevölkerung steigt die Nachfrage nach Gesundheitsleistungen, deren Kosten auch insgesamt zunehmen. Das bedeutet, dass die gesetzliche Krankenversicherung in der Zukunft voraussichtlich mit Milliardendefiziten rechnen muss, was wiederum zu steigenden Beiträgen führen wird. Gesetzlich Versicherte bekommen das bereits heute zu spüren und müssen möglicherweise auch bald mit Leistungskürzungen rechnen.

Die private Krankenversicherung bietet dagegen Schutz vor diesen Auswirkungen: Der Beitrag, den die Kunden während ihres Erwerbslebens zahlen, übersteigt die tatsächlich von ihnen verursachten Kosten. Die Beiträge sind in der PKV also langfristig kalkuliert. 

Ca. 4,5 Millionen Menschen in Deutschland könnten theoretisch in die PKV wechseln. Welche Zielgruppen sind für Sie am wichtigsten?

Bökemeier: Die PKV-Welt ist auf gutverdienende Angestellte sowie auf Selbstständige und Freiberufler, die ins Versorgungswerk einzahlen, spezialisiert. Vor allem Berufsgruppen wie Ärzte, Unternehmensberater, Ingenieure, Rechtsanwälte, Steuerberater und Notare fragen unsere Beratung an.

Aus der Praxis gegriffen: Wie kommen Sie in Ihrem Berufsalltag mit potenziellen Kunden ins Gespräch? 

Bökemeier: Unsere Kunden informieren sich direkt auf unserer Website zum Themenfeld der PKV und tragen sich dann für ein unverbindliches und kostenloses Beratungsgespräch ein. Wir kaufen keine Kundenanfragen im Internet, wie es sicherlich die meisten Versicherungsmakler am Markt tun. 

Sprich Ihre Kunden kommen mit einem aktiven Beratungswunsch auf Sie zu. Was sind denn deren Hauptbedürfnisse? Lassen sich Gemeinsamkeiten feststellen?

Bökemeier: Es geht hauptsächlich um die bestmögliche Versorgung im Krankheitsfall. Kunden beschäftigen sich deutlich intensiver mit dem Gesundheitsbereich als es noch vor einigen Jahren der Fall war. Sie wünschen sich eine vollumfängliche Absicherung in allen Leistungsbereichen (ambulant, stationär und Zahn). In Feedback-Gesprächen haben wir erfahren, dass gerade die Corona-Pandemie ein Auslöser für das gestiegene Gesundheitsbewusstsein war.

Konkret gefragt: Welche Leistungen erwarten Ihre Kunden dann von den Versicherern? 

Bökemeier: Zum Beispiel umfangreiche Vorsorgeuntersuchungen, die über den GKV-Katalog hinausgehen, hohe Leistungen im Zahnbereich sowie Ein- oder Zweibettzimmer im Krankenhaus. Außerdem ist unseren Kunden wichtig:

 • Kein Primärarztprinzip (Hausarztprinzip)
• Digitalisierung
• Beitragsfreistellung bei Elternzeit bzw. Bezug von Elterngeld
• Umfangreiche KUR-Leistungen
• LaserLasik

Es wird vor dem Abschluss sicherlich auch gezögert. Können Sie sagen, wo und warum?

Bökemeier: Hier ist vor allem die antizipierte Beitragsentwicklung im Alter ein Evergreen. Allerdings entfallen im späteren Versicherungsverlauf auch bestimmte Bausteine – und durch einen Beitragsentlastungstarif kann der Kunde seinen monatlichen Beitrag ab Rentenbeginn sogar drastisch reduzieren. Diese Option während des Erwerbslebens hat außerdem steuerliche Anreize und ist sogar Arbeitgeberzuschussfähig. Unseres Erachtens handelt es sich bei dem Thema „Beiträge im Alter“ mehr um ein Vorurteil als um ein Argument gegen die PKV. Eher umgekehrt, wenn man sich die Entwicklungen und Zukunftsprognosen in der GKV genauer ansieht.

Darüber hinaus fällt es dem Kunden schwer, sich final für einen Tarif zu entscheiden. Dies liegt vor allem an der Informationsflut im Internet, welche vor Jahren noch nicht dieses Ausmaß hatte. Vergleichsportale machen es Interessenten heutzutage einfach, einen Tarif zu kalkulieren. Allerdings bedarf es mehr als einer reinen Gegenüberstellung von Beiträgen. Bei über 10.000 Tarifen ist es eben nicht leicht, den passenden zu finden. Hier kommen wir mit unserer Beratung ins Spiel: Wir helfen unseren Kunden dabei, sich intensiver mit dem Thema PKV zu beschäftigen – und nicht nur Leistungen und Preise zu vergleichen.

Wie erreichen Sie, dass Ihre Kunden über den Beitrags-Tellerrand blicken?

Bökemeier: Ausgehend von den Anforderungsprofilen unserer Kunden wird zunächst eine Marktanalyse erstellt. Das spannende ist, dass jeder Kunde andere Präferenzen hinsichtlich seiner Krankenversicherung hat und wir unsere Ausarbeitung immer individuell darauf zuschneiden. Wir bewerten Versicherer nicht nur anhand Ihrer Tarifauswahl, sondern beziehen auch Faktoren wie Leistungsregulierung, Bilanzkennzahlen und Zusatzleistungen mit in unsere Bewertung ein.

Sie haben angesprochen, dass Sie oft von Freiberuflern und Angestellten kontaktiert werden. Was sind hier typische Berufsgruppen?

Bökemeier: Es sind vor allem diejenigen, die ins Versorgungswerk einzahlen. Typische Berufsgruppen sind Ärzte, Steuerberater und Rechtsanwälte.

Und wieso gerade diese Berufsgruppen? Was unterscheidet deren Bedürfnisse von anderen Branchen?

Bökemeier: Freiberufler und Angestellte, die ins Versorgungswerk einzahlen, müssen zwei wichtige Faktoren berücksichtigen, wenn es um ihre Beitragshöhe im Alter geht: Zum einen erhalten Sie keinen Zuschuss vom Rentenversicherungsträger zur GKV und PKV, da Sie nicht in die Rentenversicherung einzahlen, sondern ins Versorgungswerk.

Außerdem werden Sie im Rentenalter als freiwilliges GKV-Mitglied geführt. Das bedeutet nicht nur, dass sie auf ihre Einkünfte aus dem Versorgungswerk Beiträge für die Krankenkasse entrichten müssen – in der GKV werden alle Einkunftsarten als Berechnungsgrundlage herangezogen. Dadurch zahlen diese Berufsgruppen in der Regel auch im Rentenalter immer den Höchstsatz zur GKV. Für diese Berufe ist die PKV also auch im Rentenalter interessant.

Ihren Kunden ist die persönliche Beratung wichtig. Schließlich schreiben sie Sie direkt an und surfen nicht von einem Vergleichsrechner zum nächsten. Welche Beratungsansätze, Kanäle und Zugänge haben sich für Sie als zielführend erwiesen? Und hat sich etwas über die Jahre verändert?

Bökemeier: Wir haben ursprünglich mit der deutschlandweiten Vor-Ort-Beratung beim Kunden begonnen. Wir mussten jedoch feststellen, dass sich durch Covid die Präferenz hinsichtlich der Beratungsart deutlich geändert hat: Heutzutage wird die Beratung per Telefon oder Video-Call bevorzugt. Aktuell beraten wir kaum noch vor Ort – falls das jemand explizit wünscht, bieten wir das aber selbstverständlich an.

Zum Schluss einmal aus dem Nähkästchen geplaudert: Was schätzen Ihre Kunden am meisten an Ihrer Arbeit und der „PKV-Welt“?

Bökemeier: Ich denke, dass die Kunden bei uns schnell merken, dass wir unabhängig und ehrlich beraten und nicht an einem schnellen Abschluss interessiert sind. Wir möchten eine langjährige Kundenbeziehung aufbauen, die nur über gegenseitiges Vertrauen funktioniert.

Wir bieten unseren Kunden zudem ein Rund-Um-Sorglos-Paket. Das bedeutet, dass die Kundenbeziehung nach der Beratung nicht endet, sondern erst beginnt. Dafür bieten wir unseren Kunden kostenlose Zusatzleistungen an, unter anderem:

• Günstigerprüfung bzw. Sicherung oder Geltendmachung von Vertragsvorteilen
• Gesundheitsservice und Rechnungsprüfung
• Administrative Betreuung 

Unsere Kunden wissen, dass wir uns stets um ihre Belange kümmern und uns für sie einsetzen. Bei uns gibt es keine langen Warteschleifen in einer Hotline – entscheidend ist vor allem die Nähe zum Kunden.

Über Tim Bökemeier und die PKV-Welt

Seine ersten Erfahrungen mit der privaten Krankenversicherung sammelte er während seiner Zeit bei einem renommierten Finanzinstitut. Im Jahr 2016 entschied er sich dann für den Schritt in die Selbstständigkeit, um sich voll auf das Gebiet der Gesundheitsvorsorge zu konzentrieren. Dazu rief Tim Bökemeier mit seiner Frau und weiteren Geschäftspartnern die PKV-Welt ins Leben: Ein unabhängiger Ratgeber, der sich ausschließlich auf das Themenfeld der PKV spezialisiert hat.