Nach wie vor nutzen viele privat Krankenversicherte die Beitragsrückerstattung, um ihren jährlichen Beitrag rückwirkend zu senken, und damit Kosten zu sparen. Wie genau wird diese rückwirkende Ersparnis in einen Tarif eingebaut?
Adrian Hammerschmidt: Dabei müssen wir zunächst zwischen der erfolgsabhängigen und der erfolgsunabhängigen Beitragsrückerstattung unterscheiden. Die erfolgsabhängige Beitragsrückerstattung hängt, wie sich vermuten lässt, vom Erfolg des Unternehmens ab und wird jedes Jahr neu beschlossen. Sie wird bei der Berechnung eines Beitrags nicht berücksichtigt. Die erfolgsunabhängige Beitragsrückerstattung ist im Gegensatz dazu eine tarifliche Leistung. Sie fließt daher in die Kalkulation und damit in die Höhe des Tarifbeitrags ein. Dafür ist sie vertraglich festgelegt, gilt für die gesamte Laufzeit und kann nicht reduziert werden.
Warum steht die HanseMerkur mit ihrem Tarif mit erfolgsunabhängiger Beitragsrückerstattung so gut da?
Bei diesem Tarif werden im Vergleich zu anderen Tarifen viele junge und gesunde Kunden gewonnen. Sie nehmen keine Leistungen in Anspruch und bekommen daher einen Teil ihres Beitrags nach einem Jahr zurück. Das ist für sie ein schlagkräftiges Argument Zudem wirkt sich diese Leistungsfreiheit und die damit verbundenen geringeren Kosten auf die Beitragsstabilität des Tarifs aus.
Wie hoch ist die Beitragsrückerstattung üblicherweise?
Hier haben wir bei Wettbewerbern festgestellt, dass sie bei neuen Tarifen gern mit drei Monatsbeiträgen beginnen und nicht selten im Laufe der Jahre bei nur noch einem Monatsbeitrag landen. Das würde bei einem monatlichen Beitrag von beispielsweise 500 Euro eine Verringerung um 1.000 Euro bedeuten. Eine garantierte Beitragsrückerstattung kann dagegen nicht sinken und der Höchstbetrag zum Beispiel in unserem Tarif „Best fit“ liegt bei sechs Monatsbeiträgen des Grundtarifs AZP.
Gleichzeitig gelten die Rückstellungen für Beitragsrückerstattung (RfB) als wichtige Unternehmenskennzahl. Warum und was sagt sie aus?
Wie alle anderen Unternehmenskennzahlen auch, muss die RfB ins Verhältnis gesetzt werden, zu anderen Kennzahlen und zur Anzahl der Vollversicherten. Wir schauen uns zudem beispielsweise von Wettbewerbern die Verläufe der Beträge über mehrere Jahre an. Grundsätzlich gilt allerdings, je höher der Wert, desto mehr Gestaltungsspielraum für den Versicherer. Denn damit können Beitragsanpassungen, wenn sie denn notwendig werden, so gering wie möglich gehalten werden.
Wie kann ein Makler die Rückerstattung als Argument in der Kundenberatung zur PKV einsetzen?
Wichtig ist, dass Vermittler den Unterschied zwischen erfolgsabhängiger und erfolgsunabhängiger Beitragsrückerstattung ihren Kunden erklären. Die Option der Beitragsrückerstattung kann bei der Entscheidung für oder gegen einen Tarif ein wichtiges Kriterium sein. Selbstverständlich sind die anderen Tarifleistungen sowie die Kundenbedürfnisse mindestens genauso wichtig. Und es darf in dem Zusammenhang nie der Hinweis fehlen, dass Vorsorgeuntersuchungen Rückerstattungen nicht beeinflussen. Bei unserem Tarif mit der erfolgsunabhängigen Beitragsrückerstattung, also der Tarifleistung, ist der Beitrag von vornherein etwas höher. Wir gewinnen eher jüngere, gesündere Kunden, die gern die Beitragsrückerstattung in Anspruch nehmen wollen und es aufgrund ihres Gesundheitszustandes auch können. In den vergangenen fünf Jahren haben wir unseren Beitrag nicht angepasst – und das entgegen dem am Markt üblichen Rhythmus von Anpassungen alle zwei bis drei Jahre.