Zeit für einen Wechsel

PKV: Die Zielgruppe ist größer als Sie denken!

Gutverdienende Angestellte, Selbstständige und Beamte bilden den Kern der PKV-Kunden. Die Zielgruppe ist darüber hinaus aber deutlich größer. Wen Vermittler vielleicht mal ins Visier nehmen sollten – hier ein Überblick.

08:09 Uhr | 06. September | 2023
Zeit für einen Wechsel
| Quelle: ViewApart

Zugegeben: Wenn es um attraktive Zielgruppen für die Vermittlung privater Krankenversicherungen geht, denkt man nicht als erstes an Studentinnen und Studenten. Ein Fehler? Unbedingt. Denn Studierende haben in Deutschland gleich mehrere Möglichkeiten, sich privat zu versichern und damit in den Genuss von medizinischen Top-Leistungen zu kommen.

500.000 Studienanfänger pro Jahr können in die PKV

Da sind einmal die rund 500.000 Erstsemester, die jedes Jahr an die Uni kommen. Studienanfänger können sich in den ersten 3 Monaten nach Beginn des Studiums von der gesetzlichen Versicherungspflicht befreien lassen und eine private studentische Krankenversicherung abschließen. Damit profitieren sie sofort von der Behandlung als Privatpatient – und das zu günstigen Konditionen. Sehr gute Tarife mit 100-prozentiger Erstattung bei ambulanter, stationärer und zahnärztlicher Behandlung sowie 80 Prozent bei Zahnersatz und Kieferorthopädie sind – bei 500 Euro Selbstbeteiligung – bereits für rund 100 Euro im Monat zu haben. 

Die nächste Chance zum Wechsel in die PKV ergibt sich, wenn Studierende das 25. Lebensjahr vollenden und aus der Familienversicherung ausscheiden. Damit werden sie versicherungspflichtig und können sich zwischen GKV und PKV entscheiden. Und schließlich besteht die Wechselmöglichkeit für gesetzlich versicherte „Studis“, wenn sie 30 Jahre alt werden oder das 14. Fachsemester überschreiten. Es kann sich also lohnen, sich als Vermittler auch mal im studentischen Milieu umzutun – sei es über soziale Medien oder klassisch mit ausgelegten Flyern in Studentenkneipen.

Kein Einkommen – und trotzdem privat versichert

Eine ebenfalls oft vernachlässigte Zielgruppe bilden Menschen ohne Einkommen – etwa Hausfrauen und Hausmänner, deren Ehepartner privat versichert sind. Auch bei einem Einkommen bis zu 520 Euro (Minijob) steht ihnen der Weg in die PKV noch offen. Besonders gut kommen dabei die Partnerinnen und Partner von Beamten weg. Denn aufgrund der Beihilferegelung beteiligt sich der Dienstherr ohnehin schon prozentual an den Behandlungskosten – bei den Beamten selbst in der Regel mit 50 Prozent, bei Angehörigen und Kindern sogar mit bis zu 70 oder gar 80 Prozent. Nur der Rest muss noch durch PKV-Beiträge abgedeckt werden. Ein besseres Preis-Leistungsverhältnis in der Krankenversicherung dürfte kaum zu finden sein.

Nicht vergessen sollten Sie auch Bezieher von Arbeitslosengeld. Arbeitslos und privat krankenversichert? Klingt erstmal merkwürdig, kommt aber gar nicht so selten vor. Grundsätzlich müssen sich ALG-Bezieher unter 55 Jahren gesetzlich versichern. Waren sie aber davor durchgehend 5 Jahre in der PKV, können sie die private Krankenversicherung behalten. Die Arbeitsagentur zahlt wie ein Arbeitgeber einen Zuschuss zu den Beiträgen. Privat Versicherte, die zum Zeitpunkt des Jobverlustes älter als 55 sind, bleiben ohnehin in der PKV und können zur Not in den Basistarif wechseln.

Fischen in den Nischen – das kann sich lohnen!

In all diesen Nischen lassen sich immer wieder neue PKV-Kunden finden. Doch natürlich sind Angestellte, die die Jahresarbeitsentgeltgrenze (JAEG) überschreiten, weiterhin eine der Hauptzielgruppen. Nachdem die JAEG 2022 im Vergleich zum Vorjahr gleichgeblieben ist, wurde sie Anfang 2023 auf 66.600 Euro angehoben. Diese Summe versteht sich inklusive Weihnachts- und Urlaubsgeld. Prämien und Sonderzahlungen dürfen nicht mitgerechnet werden.

Bei Selbstständigen und Freiberuflern kommt es in puncto PKV auf die Umstände an. Sie alle dürfen sich privat versichern und tun das häufig auch. Vor allem viele Solo-Selbstständige unterliegen aber teils erheblichen Einkommensschwankungen, müssen immer mit einem unerwarteten Umsatzeinbruch rechnen und bleiben deshalb lieber in der GKV. Häufig sind sie aber gerade in dieser Situation offen für private Zusatzversicherungen – angefangen vom Zahnersatz bis zum Zweibettzimmer mit Chefarztbehandlung im Krankenhaus. Deshalb sollten Vermittler sie als PKV-Zielgruppe auf jeden Fall im Auge behalten.