„Wir müssen die Frauen in dem Lebensabschnitt abholen, in dem sie sich gerade befinden“
Frau Ivakovic, Sie haben sich auf die Beratung von Frauen spezialisiert – das umfasst die ganzheitliche Finanzplanung. Können Sie Ihr Geschäftsmodell näher ausführen?
Justine Ivakovic: Unser Unternehmen Di Frau ist von Frauen für Frauen – und zwar ganz nach dem Motto: „DI(e) Frau bestimmt selbst.“ Um sich wirklich frei fühlen zu können, ist finanzielle Unabhängigkeit unerlässlich. Und genau das ist die Zielsetzung bei jeder Beratung. Das geht nur, wenn wir uns wirklich die komplette finanzielle Situation ansehen sowie die Ziele und Wünsche unserer Mandantinnen und Mandanten in den Fokus stellen.
Warum sollten Frauen anders beraten werden?
Ivakovic: Auch, wenn wir uns hier vielleicht in einem Klischee bewegen, bestätigen Statistiken nach wie vor, dass sich die Finanzen von Frauen mit der Familiengründung drastisch verändern. Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Elternzeit, gegebenenfalls jahrelange Teilzeitarbeit, ausbleibende Karrierestufen und in der Folge die daraus resultierenden Gaps hinsichtlich Einkommen und Rente.
Frauen leben im Übrigen auch einige Jahre länger als Männer, beziehen demzufolge länger Rente. Das muss in der Finanzplanung auf jeden Fall berücksichtigt werden.
Es gibt mittlerweile einige Beratungsangebote auf dem Markt, die sich speziell an Frauen richten. Was unterscheidet Ihr Unternehmen von den Wettbewerbern?
Ivakovic: Meine Geschäftspartnerin Chiara Küpper und ich gehören mit zu den am besten ausgebildeten Finanzberaterinnen in ganz Deutschland. Außerdem ist unsere lebensbegleitende Betreuung DI Frau Member in Kombination mit unserer Finanzbildungs-App finance, baby! einmalig am Markt.
Ihr Konzept ist es, von Frau zu Frau zu beraten. Ist das ein Ausschlusskriterium für männliche Vermittler?
Ivakovic: DI Frau gehört zur DI Gruppe. Bei uns sind grundsätzlich Berater und Beraterinnen sowie Mandanten und Mandantinnen jedes Geschlechts herzlich willkommen. Sehr häufig beraten wir auch Paare. Das ein oder andere Finanzthema ist dann doch Familiensache.
Was müssen Vermittlerinnen und Vermittler bei der Beratung von Frauen beachten bzw. anders machen als bei ihren männlichen Kunden?
Ivakovic: Letztlich geht es darum, die Frauen in dem Lebensabschnitt abzuholen, in dem sie sich gerade befinden. Verständnis für die Herausforderungen aufzubringen und gleichzeitig einen besseren Weg aufzuzeigen. Finanzplanung ist Lebensplanung. Und unser Leben ist keine Einbahnstraße. Bei der Finanzplanung ist deshalb ein flexibles und vorausschauendes Konzept eine entscheidende Erfolgsgrundlage. Möglichkeiten zu haben, ist immer besser als Möglichkeiten zu brauchen.
Benötigen Frauen generell andere Produkte?
Ivakovic: Nein, in aller Regel nicht. Es gibt aber beispielsweise in der Privaten Krankenversicherung Gesellschaften, die die Beitragszahlung nach einer Entbindung über Monate hinweg freistellen. Das ist besonders in dieser Zeit eine enorme finanzielle Entlastung.
Warum ist es nach wie vor so, dass Männer den Vorsorgeaspekt öfter im Blick haben und Frauen sich hier eher schwertun?
Ich könnte mir vorstellen, dass das viel mit dem Umfeld zu tun hat, in dem wir aufwachsen. Sprich, was haben uns unsere Eltern im Umgang mit Geld vorgelebt und mitgegeben.
Stichwort Gender Pay Gap: Wo müssen wir hier ansetzen – gesellschaftlich und politisch?
Ich finde es viel wichtiger, dass wir für uns selbst Verantwortung übernehmen. Denn das ist das Einzige, was wir wirklich unmittelbar beeinflussen können. Es wäre hilfreich, wenn finanzielle Bildung Teil des Schulsystems wird. Hier engagieren wir uns bereits ehrenamtlich mit einer AG an einer Realschule. Denn am Ende ist der Umgang mit dem ersten Gehalt viel entscheidender als die Investitionen, die ich mit 40+ tätige. Stichwort: Zinseszinseffekt.
Wie gewinnen Sie Ihre Kundinnen bzw. wie haben Sie Ihre Akquise in den letzten drei Jahren auf- und ausgebaut?
Wir sind ganz klassisch über Empfehlungen von zufriedenen Mandantinnen und Mandanten groß geworden. Sie schätzen unseren offenen und ehrlichen Austausch. Begeisterte Mandanten sind immer noch die beste Werbung. Natürlich hat auch die Zusammenarbeit mit finance, baby! und unsere gemeinsam entwickelte App dazu geführt, dass wir zahlreiche Anfragen erhalten.
Was hat Sie damals bewogen, den Schritt in die Versicherungsbranche zu gehen?
Das war nicht wirklich geplant. Ich wollte ein duales Studium absolvieren und hatte mehrere Zusagen. Am Ende habe ich mir gedacht „sich mit Finanzen auszukennen kann nur Vorteile haben im Leben – selbst wenn es mich beruflich in eine andere Richtung ziehen sollte. Warum also nicht?!“ Und dann habe ich meinen Job lieben gelernt und eine Weiterbildung nach der anderen absolviert.
Sie haben im vergangenen Jahr beim Jungmakler Award den zweiten Platz erreicht. Herzlichen Glückwunsch! Waren Sie von der hohen Platzierung selbst überrascht?
Klar, man weiß ja schließlich nie im Voraus, wie man bei einem Wettbewerb abschneidet. Wir haben uns jedenfalls sehr über die Auszeichnung und die damit verbundene Bestätigung für unsere Arbeit gefreut.
Und abschließend: Wie sehen die Ziele für „DI Frau“ in der Zukunft aus?
Unsere Vision ist es, weiter zu wachsen und mehr Frauen dazu zu ermutigen, ihre Finanzen eigenständig zu verwalten. Wir streben danach, deutschlandweit die erste Anlaufstelle für Frauen in Finanzfragen zu werden. Unsere Priorität liegt darin, Finanzwissen leicht zugänglich zu machen, sodass jede Frau die Möglichkeit zur finanziellen Unabhängigkeit hat.
Durch digitale Lernangebote haben wir bereits 12.000 Frauen erreicht und engagieren uns an Schulen und Volkshochschulen. Wir sind ein frauenfreundlicher Arbeitgeber und suchen Kolleginnen, die mit uns etwas bewegen wollen, darunter duale Studentinnen, Auszubildende, Beraterinnen und eine Assistenz für das kommende Jahr.
Frau Ivakovic, wir danken Ihnen für das Gespräch.